Die Vorurteile über Gnome 3 waren im Vorfeld ziemlich groß und gingen von der Unbedienbarkeit bis hin zu den sehr eingeschränkten Einstellmöglichkeiten. Diese Dinge haben mich so sehr abgeschreckt, dass ich Gnome 3 erst in Version 3.4 den Augenmerk gegeben habe. KDE 4 schien mir bis dato die deutlich bessere Umgebung zu sein, aber würde sich das in einem Testlauf so bewahrheiten? Auch KDE 4 ist nicht fehlerfrei, es hadert hin und wieder an der ein oder anderen Ecke, dafür stehen gefühlt tausend Konfigurationsmöglichkeiten zur Verfügung, um die Umgebung bis ins kleinste Detail den Vorlieben anzupassen – wenn man denn die Zeit und den Elan dazu hat. In der Praxis sieht das meist anders aus. Klar, die ein oder andere Option schätzt man durchaus, aber selbst ich wandere nicht durch jedes Optionsmenü. Im praktischen Einsatz zählt dann vielmehr, die Alltagsdinge möglichst intuitiv erledigen zu können. Und da springt Gnome 3 ein.
Nach der Installation von Gnome 3 unter Kubuntu (nicht unbedingt ein Widerspruch :-D) hatte ich erst einmal die Gnome Shell vergessen, deren Paket nicht automatisch mit dem Meta-Paket ausgewählt wurde. So musste ich mich nach dem ersten Start von Gnome wieder zu KDE raushangeln, um sie erst noch nach zu installieren. Der erste Start – mit Gnome Shell – sah dann vielversprechend aus. Zwar sind die Konzepte durchweg anders, aber wenn man etwas herumspielt und im Internet stöbert, ist der Anfang schnell gemacht. Neben Gnome 3 habe ich auch gleich Evolution und Empathy eine Chance gegeben und wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil: das ganze wirkt ziemlich konsistent und übersichtlich. Diesen Gesamteindruck hatte ich durchweg bei der Nutzung von Gnome 3. Bzw. habe ich noch, dieser Blogeintrag entsteht momentan unter Gnome 3 – natürlich per Firefox 😉 Die fehlenden Einstellmöglichkeiten fallen zwar durchaus auf, aber fallen nur bedingt ins Gewicht. Ich kann zwar nicht abschätzen, inwiefern sich dies in der Alltagsnutzung niederschlagen würde, aber während des kurzen Testlaufs empfand ich die Schlichtheit eher als Vor- denn als Nachteil.
Das erste Fazit fällt ein wenig überraschend aus. Gnome 3 hat deutlich mehr Potential, als ich dieser Umgebung im Vorfeld zugestanden hätte. KDE 4 kann mehr, ist Windows-ähnlicher, aber auch komplexer. Gnome 3 hat sein eigenes Konzept und dieses wirkt erfreulich frisch. Noch blieb es bei einem kurzen Test, aber eine Fortsetzung ist sicher. Ob Gnome 3 oder KDE 4: in der momentanen Lage kann ich mir eine dauerhafte Nutzung von Linux auf dem Desktop immer besser vorstellen. Windows 8, zieh Dich warm an, diesmal könnte es ernst werden!